Auf Fehmarn gibt es noch einige Taubenpfähle. Durchaus imposante und interessante Bauwerke, die mit einer entsprechenden Geschichte aufwarten können.
Lemkenhafen
Tauben galten in früherer Zeit auch als Delikatesse und der Taubenmist war ein wichtiger Rohstoff für die Gerberei.
Die Taubenhaltung war also durchaus interessant. Allerdings musste auch der Unterhalt bedacht werden, denn ein Taubenpaar frisst im Jahr durchschnittlich einen Doppelzentner Getreidekörner.
So war die Taubenhaltung vielerorts auf wohlhabende Bauern und Rittergutsbesitzer eingeschränkt. Diese bauten oft prächtige Taubenhäuser und -pfähle, die neben dem praktischen Nutzen auch etwas vom eigenen Wohlstand zeigten.
Diese Art der Taubenhaltung war nicht unumstritten, wie Johann Paul Kolbeck um 1821 in seiner “Abhandlung über Taubenzucht.” anmerkt:
Altenteil
” Allem Federvieh, ist es groß oder klein, gönnt man einen Stall, den Feldtauben baut man ihre Wohnungen mitten auf dem Hofe auf Pfählen, welche Gebäude von allen Seiten der schlimmsten Witterung ausgesetzet und gewöhnlich so voller nicht kleiner Löcher sind, dass aller Wind und Zugluft durchstreifen könne, und die Tauben gar nicht viel mehr, als unter freyem Himmel Schutz finden.”
Und auch für den Halter sieht er Gefahren:
“Das Ausnehmen der Jungen ist nicht allein beschwerlich, zumal wenn es, wie es der Fall häufig ist, durch das weibliche Geschlecht geschehen muß, sondern auch gefährlich, weil durch längeres Dastehen der Pfähle, die jeder Witterung preisgegeben sind, leicht etwas schadhaft werden kann, dem nicht früher abgeholfen wird, bis jemand durch einen Fall Schaden genommen hat, wie ich wirklich ein Mal die Küchenmagd eines Gutsbesitzers nach dem Bruche eines Balkens herabstürzen und mit zerbrochenem Arme davon gehen sah.”
Sulsdorf
Aber machen Sie sich selbst ein Bild und besuchen Sie den Taubenpfahl in Lemkenhafen, der Teil des Mühlenmuseums ist und direkt vor der alten Windmühle „Jachen Flünk“ steht.
Ein weiterer noch betriebener Taubenpfahl findet sich in Altenteil. Dort kann man sehr schön sehen, dass die Löcher durchaus nicht immer alle offen sein müssen, obwohl das Taubenhaus “voller nicht kleiner Löcher” ist. Die meisten Löcher sind verschlossen und nur wenige als Flugloch für die Tauben offen.
Auch in Sulsdorf steht in einem Garten ein alter Taubenpfahl. Der dient allerdings gleichzeitig als Aufhänger für einen Basketballkorb und ist deshalb vermutlich nicht mehr als Taubenschlag in Betrieb.